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Restaurieren
Erst auf der Grundlage der geleisteten
Vorarbeit, z.B. einer Befunduntersuchung, kann ein Plan für das weitere
Vorgehen erstellt werden.
Restaurierungskonzept
In enger Absprache mit allen Beteiligten, also dem
Eigentümer/Bauherrn, den sonstigen Planern (z.B. dem Architekten), der
Denkmalpflegebehörde und den übrigen betroffenen Gewerken müssen die Ziele einer
Restaurierung festgelegt und die verschiedenen Arbeitsschritte ermittelt und
formuliert werden.
Unsere Aufgabe als Restauratoren ist es dabei, die
Entscheidungsträger zu beraten. Meist gibt verschiedene Zielrichtungen einer
Restaurierung, die man anstreben kann und es gibt unterschiedliche Wege dorthin.
Als Fachplaner sind wir in der Lage, diesen Prozess je nach Erfordernissen des
Objektes in unterschiedlich intensiver Weise zu begleiten. Dies reicht von
formlosen Beratungsgesprächen über die Ausarbeitung von umfangreichen Exposées,
ggf. mit Zeichnungen, bis hin zur Erstellung von detaillierten
Leistungsverzeichnissen, die als Grundlage für eine Ausschreibung der
erforderlichen Arbeiten dienen.
Es gibt bei Restaurierungen grundsätzlich verschiedene
"Marschrichtungen", die eingeschlagen werden können:
Grundsätzliche Zielrichtungen einer Restaurierung
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Museale Restaurierung
Hierbei steht die Konservierung und der Erhalt des Ist-Zustandes im
Vordergrund. Weil Nichtstun den Verfall eines Kulturgutes nicht aufhalten
kann, sind oft umfangreiche Maßnahmen notwendig, nur um die weitere
Zerstörung nicht fortschreiten zu lassen. Hierzu gehört in erster Linie
die Substanzkonsolidierung. Dies bedeutet
z.B. die Stein-, Putz- und Holzfestigung, die Bekämpfung von
Holzschädlingen, das Hinterkleben von Farbschichten und die Festigung von
pudernden Farboberflächen. Eine behutsame
Reinigung der Oberfläche ist meist ebenfalls angezeigt.
In der Regel nicht oder nur in geringem Umfang gehören zu einer musealen
Restaurierung die Substanzergänzung, also das Erneuern fehlender Stein-
oder Holzteile sowie die Retouche von
Fehlstellen in einer Farbfassung. |
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Museale Restaurierung ohne Ergänzung und Retouche |
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 | Restaurierung des Ist-Zustandes
Diese umfasst über die grundsätzlich notwendige
Substanzkonsolidierung hinaus auch die
Substanzergänzung. Dies bedeutet z.B.,
dass an Gebäuden fehlende Steinprofile entsprechend der vorhandenen Form
neu eingefügt werden, Fehlstellen im Putz ausgebessert oder dass
Beschädigungen an Figuren bildhauerisch ergänzt werden. Anschließend
erfolgt eine behutsame Reinigung, die das
Erscheinungsbild eines Kunstobjektes, z.B. eines Gemäldes, bereits
erheblich verbessern kann.
Im Hinblick auf farblich gefasste Oberflächen, also Wandmalereien oder
gefasste Altäre und Figuren bildet die jüngste Farbschicht
("Sichtfassung") die Basis für die farbliche Ergänzung, die
Retouche. Sofern ältere Farbfassungen vorhanden
sind, bleiben sie erhalten, werden aber nicht berücksichtigt und bleiben
verborgen. |
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Fehlstellen (weiß gekittet) in der Sichtfassung werden retouchiert |
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 | Wiederherstellung eines früheren Zustandes
Nach Durchführen einer Befunduntersuchung
wird zunächst die Substanzkonsolidierung
vorgenommen. Anschließend wird das Objekt in einen in der Untersuchung
festgestellten älteren Zustand, meist den ursprünglichen, zurückgeführt.
Spätere An- und Einbauten oder Überputzungen werden entfernt, bei
Inventarstücken unsachgemäße Ergänzungen. Bei gefassten Oberflächen
erfolgt die Freilegung einer älteren
Farbfassung, in der Regel des Originals. Auf diese Weise wird die
ursprüngliche Aussage eines Kunstwerks bestehend aus Form und Farbe wieder
erlebbar. Das freigelegte Objekt kann dann museal (also ohne
Substanzergänzungen oder Retouchen) belassen oder weiter restauriert
werden.
Bei dieser Vorgehensweise werden allerdings Zwischenzustände eines
Kunstwerks, die ihrerseits künstlerisch wertvoll sein können, z.B.
Sekundärbemalungen, zerstört. Auch gehören zwischenzeitliche Veränderungen
wie Ein- oder Umbauten zur gesamtgeschichtlichen Aussage eines Objektes
wesentlich dazu, sodass eine Entfernung sehr gut abgewägt werden muss. |
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Freigelegte und restaurierte neoromanische Ausmalung in einem
romanischen Chor |
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 | Rekonstruktion eines früheren Zustandes
Wenn die Freilegung des Originalzustandes
z.B. aus konservatorischen oder finanziellen Gründen nicht infrage kommt,
kann er ersatzweise auch rekonstruiert
werden. Voraussetzung ist wiederum, dass der zu rekonstruierende Zustand
in einer Befunduntersuchung ermittelt
wurde.
Zunächst erfolgen Substanzkonsolidierung
und -ergänzung, danach wird die
Farbigkeit entsprechend dem Befund auf die jüngeren Farbfassungen
aufgetragen.
Der Vorteil bei dieser Vorgehensweise ist, dass historisch bedeutsame
Zwischenzustände erhalten bleiben, wenn auch nicht sichtbar. Trotzdem kann
man sich der ursprünglichen Wirkung eines Kunstobjektes auf diese Weise
annähern. Eine rekonstruierte Farbfassung ist aber immer etwas Neues und
nicht das Original. |
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Rekonstruktion der Originalfassung eines frühbarocken Altares |
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 | Neugestaltung
Es kommt immer wieder vor, dass eine der beschriebenen Vorgehensweisen
nicht infrage kommt, weil der Ist-Zustand unbefriedigend ist und z.B.
ältere Zustände nicht mehr vorhanden sind. Dann führt an einer
Neugestaltung kein Weg vorbei.
Die Neugestaltung kann sich dabei an
vergleichbaren historischen Objekten orientieren, also
nach historischem
Vorbild erfolgen. Bei einem neogotischen Innenraum bedeutet dies, dass
der Raum mit Ornamenten bemalt wird, wie sie von anderen Räumen dieser
Stilepoche bekannt sind. Damit kann der Gesamteindruck eines historischen
Ensembles vervollständigt werden. Andererseits bleibt dieser Ansatz immer
spekulativ und historisierend, d.h. die Vergangenheit lediglich
nachahmend.
Alternativ kann auch eine moderne
Gestaltung gewählt werden. Diese setzt eine eigenständige,
zeitgenössische künstlerische Auseinandersetzung mit dem Objekt voraus und
geht damit über das eigentliche Berufsbild des Restaurators hinaus.
Gleichwohl sind kunsthistorische Kenntnisse, die ein Restaurator hat, oft
Voraussetzung für eine angemessene künstlerische Neugestaltung. Eine
moderne Gestaltung, die in historischem Umfeld kein Fremdkörper bleibt,
setzt ein Einfühlvermögen in historische Umgebung voraus, das manchen
zeitgenössischen Künstlern fehlt. So ist z.B. die moderne Gestaltung von
Raumfassungen historischer Gebäude wie Kirchen ein sehr spezielles Metier,
in dem Erfahrung mit historischer Substanz und künstlerische Phantasie
gemeinsam gefragt sind. |
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Moderne Raumfassung in einem neoromanischen Chor |
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Eine Restaurierung kann sich dabei in verschiedene Tätigkeitsbereiche
gliedern:

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